Wandeln, Wein und nachts allein – in der Burg!
Tja wohin in der Pandemie? Sich schön verschanzen natürlich. Eine Reportage.
Burg Rheinstein thront seit 700 Jahren auf einer Felsnase bedrohlich nah am Abhang. Bei ihrem Anblick hält jeder unwillkürlich die Luft an. Eine Augenweide mit lauter Türmchen und Zinnen. Wie verlockend wäre eine spätmittelalterliche Zeitreise als Burgdame in diese Bilderbuch-Burg – mit modernen Raubrittern, guten Burggeistern und Düsenjäger-Spuk. Schaurig schön, wie sich das im oberen Mittelrheintal gehört!
LESEPROBE-1 (urheberrechtlich geschützt):
(…) »Aufgrund strategisch guter Planung sind wir morgens und abends alleine auf »unserer« Traumburg, umsorgt von den vier guten Burggeistern der Familie Hecher, die das deutsche Kulturdenkmal bereits in dritter Generation besitzt und am Leben erhält. Normalerweise kommen rund 40.000 Besucher pro Jahr, aber sobald das schwere Eisentor mit Fallgitter abends geschlossen wird, huscht hier wochentags höchstens mal eine Smaragdeidechse über den Weg. Mein Logenplatz zum Kissenausschütteln im zweiten Stock des Kommandantenturms ließe selbst Frau Holle vor Neid erblassen. . .«
»Der Loreley hätten wohl die Haare zu Berge gestanden«
LESEPROBE-2:
Die einzigen noch finanziell potenten Interessenten in den 1970ern waren die Bettelmönche der indischen Hare-Krishna-Bewegung, so erzählt der heutige Burgherr Markus Hecher über die damaligen Rettungs-Ideen des maroden Gemäuers:
»Das sorgte für Nervosität in der hiesigen Bevölkerung«. Auch fast 50 Jahre danach fällt es schwer sich das Happy-Hippie-Happening ausgerechnet am Rhein vorzustellen: Wie die kahlköpfigen Jünger des Bhaktivedanta Swami Prabhupada in langen Roben mit Blumenketten durch den Burgundergarten tänzeln, fröhlich singend und trommelnd, und an den Rosen schnuppern. Meditation im Rittersaal, »hare rama hare rama«-Mantras über dem Rhein, womöglich auch markante Rauchschwaden. Der Loreley hätten wohl die Haare zu Berge gestanden. . .«
(Auszug aus urheberrechtlich geschütztem Text, Printausgabe: Die WELT von Martina Miethig, Text/Foto, 2. Oktober 2020, PDF, 1,7 MB: Burg_Rheinstein_WELT_2020)
»Im Beitrag kommt Respekt, Hochachtung und Freude zum Ausdruck«
LESERMEINUNG:
WELT-online-Leser Johannes A. meint dazu:
»Im Beitrag kommt Respekt, Hochachtung und Freude zum Ausdruck für das, was Idealismus und Engagement der Fam. Hecher hervorgebracht und erhalten haben Danke, auch für den Beitrag.«
Recht hat er, Idealisten braucht das Land!
Im Blog Mittelrheingold steht zu lesen:
»Rheinstein und die große weite Welt
Was gerade in der Zeitung „Die Welt“ erschienen ist, muss Rheinstein-Besitzer Markus Hecher wie ein Sechser im Lotto vorkommen. Das Blatt feiert seine Burg als „Rheinromantik pur“ und kriegt sich gar nicht mehr ein vor Begeisterung. Autorin Martina Miethig durfte 3 Tage auf Rheinstein wohnen. welt.de«
Na klar, »durfte« ich – mit Hilfe meiner Kreditkarte 😉 – man gönnt sich ja sonst nix!