»Neun Nächte mit Violeta«
Bei der Lesung aus seinem neuen Buch im Literaturhaus Berlin sprach der berühmte kubanische Schriftsteller auch die unsichere politische Weltlage und die Attentate in Deutschland an: »In diesen Tagen in Deutschland haben wir Nachrichten gesehen, die uns sehr bewegt haben. Wir leben in einer der kompliziertesten Momente der Menschheitsgeschichte.« Die Veranstaltung war ausverkauft, und Leonardo Padura beantwortete viele Fragen seiner (kubanischen) Zuhörer und Fans mit Charme, Witz und (Selbst-) Ironie, auch meine Frage nach einem eventuellen Rat für die Jugendlichen in Kuba, die sich weiterhin stark mit Ausreise- und Fluchtgedanken beschäftigen – sie sollten mehr Reggaetón-Musik hören, möglichst laut aus Riesenboxen, zumindest in seiner Nachbarschaft in Mantilla in Havanna würden die Kids damit recht glücklich sein. . .
»Gehen oder bleiben ist nicht das Entscheidende.
Wichtig ist die Freiheit des Menschen, zu entscheiden, ob er bleiben oder fortgehen will.«
(Protagonistin in einem Buch von Leonardo Padura)
Leonardo Padura wäre früher mit Sicherheit ins Exil gezwungen worden, wo viele seiner Freunde schon längst sind. Der Habanero schreibt in seinen Romanen sehr offen, realitätsnah und sozialkritisch über die allgemeine Armut, den Überlebenskampf der Krisenjahre, über »Gedankenpolizei« sowie die Außenseiter und Aussteiger – die modernen Ketzer, so auch der Titel seines Romans von 2013. Und vor allem lässt er seinen Ex-Polizisten Mario Conde in seinen Krimis auch Korruptionsfälle lösen, sogar mitten in der Partei. »Korrupte Sozialisten, die von Solidarität faselten«, denkt sich eine seiner Hauptfiguren. Zum Freiheitsdrang und den weit verbreiteten Fluchtgedanken unter Jugendlichen lässt er eine andere Protagonistin, eine junge Lehrerin, sagen: »Gehen oder bleiben ist nicht das Entscheidende. Wichtig ist die Freiheit des Menschen, zu entscheiden, ob er bleiben oder fortgehen will.«